Bibliographie

Die hier aufgeführte Bibliographie besteht aus zwei Teilen. Zunächst finden Sie, falls Sie sich noch nicht so umfassend mit Sören Kierkegaard beschäftigt haben, Buchtipps, wie man beginnen könnte, sich dem Werk zu nähern. Diese Empfehlungen können Sie bei Amazon bestellen. Unten folgt eine bibliographische Liste, wobei sich hinter den angegebenen Büchern kurze erläuternde Kommentare finden.

Über den Begriff der Ironie mit ständiger Rücksicht auf Sokrates

Kierkegaards verteidigt seine in dänischer Sprache verfasste Dissertation (die bereits am 16. Juli das Imprimatur erhalten hatte) am 29. September in öffentlicher lateinischer Disputation.

Er schreibt diese Arbeit während seiner Verlobungszeit mit Regine Olsen, den Plan zu einer Arbeit über Sokrates gehen jedoch vermutlich, wie Bemerkungen über Lektüreerfahrungen nachweisen, auf das Jahr 1837/1838 zurück. Eingegangen in diese Arbeit sind u.a. Studien über:

 

-die antike Philosophie (insbesondere Platon), die griechischen Literatur über Sokrates (Xenophons 'Memorabilien' und die Komödie 'Die Wolken' von Aristophanes)

 

-die Philosophie Hegels und Gedanken Johann Georg Hamanns (Socratische Denkwürdigkeiten)

 

-die romantische Ästhetik & Literatur (Schlegels 'Lucinde', Solger, Tieck)

 

Das Buch ist leicht erkennbar nicht aus einem Guss. Kierkegaard läuft erst im zweiten Teil zur gedanklichen und vielmehr stilistischen Höchstform auf. Kierkegaard wird gleichsam erst im Verlauf der Niederschrift zu einem Schriftsteller. In den ersten Monaten 1841 kommt es zu diesem überdeutlichen Umschwung, kurioserweise als Kierkegaard klar geworden ist, dass er die Verlobung auflösen wird.

Und um was geht es?

 

"THESEN der dänischen Dissertation über den Begriff der Ironie beigegeben, welche zur Erlangung des grades eines Magister artium der Universität Kopenhagen am 29. September 1841 zehn Uhr in öffentlicher Disputation zu verteidigen suchen wird.

 

Sören Aaby Kierkegaard

cand.theol.

 

I. Die Ähnlichkeit zwischen Christus und Sokrates ist vor allem in ihrer Unähnlichkeit gegeben.

II. Der Sokrates des YXenophon verharrt dabei, das nützliche einzuprägen, verläßt niemals den Bereich der Erfahrung, erreicht niemals die Idee.

III. Wer einen Vergleich zwischen Xenophon und Plato anstellt, wird finden, daß der eine den Sokrates allzu sehr herabgedrückt, der andre ihn allzu sehr erhoben, keiner von beiden aber ihn gefunden hat.

IV. Die von Plato gebrauchte Frageform entspricht dem Negativen der Hegelischen Philosophie.

V. Die von Plato dargebotene Apologie des Sokrates ist entweder unecht oder vom Anfang bis zu Ende im ironischen Sinne auszulegen.

VI. Nicht allein, daß Sokrates sich der Ironie bedient hat: er ist vielmehr der Ironie dermaßen hingegeben gewesen, daß er selber ihr Opfer wird.

VII. Aristophanes ist bei der Schilderung des Sokrates der Wahrheit am nächsten gekommen.

VIII. Die Ironie als unendliche und absolute Negativität ist die leichteste und unscheinbarste Bezeichnung der Subjektivität.

IX. Sokrates hat alle seine Zeitgenossen aus der Substantialität gleich nackten Schiffbrüchigen verscheucht, hat die Wirklichkeit umgestürzt, die Idealität von ferne geschaut, sie berührt, aber nicht ergriffen.

X. Sokrates hat als Erster die Ironie eingeführt.

XI. Die Ironie bei den neueren ist wesentlich auf das Ethische zurückzuführen.

XII. Hegel hat bei der Beschreibung der Ironie nur die neuere, nicht so sehr die alte im Auge.

XIII. Die Ironie ist nicht so sehr der Empfindung bar, der zarteren Regungen des Gemüts ermangelnd, sie muß vielmehr aufgefaßt werden als Verdruß darüber, daß auch ein anderer im Genusse dessen ist, darnach es sie selber verlangt hat.

XIV. Nicht durch Frömmigkeit des Gemüts bewogen, sondern verführt durch Mißgunst des Geistes deshalb, weil er nicht imstande war, das Negative zu denken und denkend zu bewältigen, hat Solger seinen Akosmismus vollbracht.

XV. Ebenso wie die Philosophie mit dem Zweifel, ebenso beginnt ein Leben, das menschenwürdig genannt werden kann, mit der Ironie."

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