Harald von Mendelssohn: Sören Kierkegaard - Ein Genie in einer Kleinstadt.
Harald von Mendelssohn ist Däne. Als Verfolgter während der Nazizeit floh er aus Deutschland, wo er als Journalist arbeitete, nach Dänemark - von der Lektüre Kierkegaards erwartete er sich in dieser für Leib und Leben gefährlichen Situation Lebenshilfe. Kierkegaard enttäuschte ihn. Nun, im Alter, überprüft er das Denken dieses berühmtesten dänischen Philosophen und des Kopenhagener Außenseiters noch einmal. Mendelssohns kritisiert Leben und Werk Kierkegaards und wird ihm trotzdem gerecht. Als Kontrapunkt zu allen Lobhudlern und Wegschauern präsentiert Mendelssohn seinen Landsmann trotzdem zu jedem Zeitpunkt respektvoll. Und der Makel, dass dem Buch ein roter Faden fehlt und es gleichsam mehrere Bücher in einem ist - bei diesem Buch ist es ein Vorteil. Mendelssohn öffnet verschiedene Perspektiven auf Kierkegaard. Spannend ist der Vergleich mit dem Märchendichter Andersen; aufschlussreich ist das Panorama der dänischen Welt, in der Kierkegaard wirkte. Und auch wesentliche Gedanken Kierkgaards werden profund beschrieben. Ein Buch, dass Ernst macht mit der Forderung, dass nur subjektive Wahrheit zählt. Mendelssohn wendet sich besonders gegen die Entschärfung eines gefährlichen Denkers durch den Spießbürger, der in Kopenhagen und überall in der Welt seinen Ungeist durch schale Bewunderung bemäntelt. Unbedingt empfehlenswert ist diese biographische Skizze, unbedingt genau wegen des kritischen Tones. |