Was ist Stern? Sehnsucht ist der Nabelstrang des höheren Lebens. "Tagebuch"
Selbstsein Über sich verzweifeln, verzweifelt sich selber los sein wollen, ist die Formel für alle Verzweiflung, so daß daher die zweite Form von Verzweiflung, verzweifelt man selbst sein zu wollen, zurückgeführt werden kann auf die erste, verzweifelt nicht man selbst sein wollen, ebenso wie wir im Vorhergehenden die Form verzweifelt nicht man selbst sei wollen aufgelöst haben in die Form verzweifelt man selbst sein wollen ... Ein Verzweifelnder will verzweifelt er selbst sein. Aber wenn er verzweifelt er selbst sein will, so will er ja sich selbst nicht los sein. Ja, so scheint es; sieht man aber näher zu, so sieht man gleichwohl, daß der Widerspruch der gleiche ist. Das Selbst, das er verzweifelt sein will, ist ein Selbst das er nicht ist ... So ist denn Verzweiflung, diese Krankheit im Selbst, die Krankheit zum Tode. Der Verzweifelte ist todkrank. Es sind in ganz anderem Sinne als es sonst von einer Krankheit gilt, die edelsten Teile, welche die Krankheit angegriffen hat; und dennoch kann er nicht sterben. Der Tod ist nicht das Letzte der Krankheit, aber der Tod ist immerfort das Letzte. Von dieser Krankheit durch den Tod befreit zu werden ist eine Unmöglichkeit, denn die Krankheit und ihre Qual - und der Tod ist eben daß man nicht sterben kann ...
"Die Krankheit zum Tode"
Neid Will man es lernen, sich auf das Ärgernis zu verstehen, so studiere man den menschlichen Neid ... Neid ist versteckte Bewunderung. Ein Bewunderer, welcher spürt, daß er durch Hingabe nicht glücklich werden kann, er erwählt es, auf das neidisch zu werden, das er bewundert. So spricht er denn eine andere Sprache; in seiner Sprache heißt es nun, das was er eigentlich bewundert sei ein Nichts, sei ein dummes und fades und verqueres und überspanntes Ding. Bewunderung ist glückliche Selbstverlorenheit, Neid unglückliche Selbstbehauptung. "Die Krankheit zum Tode"
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