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Das Leben verstehen?

Es ist durchaus wahr, was die Philosophie sagt, daß das Leben nach rückwärts verstanden werden muß. Welcher Satz, je mehr er durchdacht wird, eben damit endet, daß das Leben in der Zeitlichkeit niemals so recht verständlich wird, eben weil ich keinen Augenblick vollständiger Ruhe dazu bekomme, diese Stellung einzunehmen: nach rückwärts.

"Tagebuch"



Denn Menge ist Unwahrheit

Es gibt eine Anschauung vom Leben, die meint, dort, wo Menge ist, sei auch Wahrheit; die Wahrheit selber besitze den Drang, die Menge für sich zu haben. Es gibt eine andere Anschauung vom Leben; sie meint, überall dort, wo Menge ist, sei Unwahrheit; selbst wenn, um die Sache für einen Moment aufs äußerste zuzuspitzen, alle Einzelnen, jeder für sich, in der Stille die Wahrheit hätten – es wäre doch, kämen sie in Menge zusammen (und zwar so, dass die ‚Menge’ irgendeine entscheidende, abstimmende, lärmende, laute Bedeutung erhielte), sofort die Unwahrheit zur Stelle.

Denn Menge ist Unwahrheit.

"Zur Widmung an ‚Jenen Einzelnen’"



Christentum, eine Forderung

Man hat das Christentum viel zu sehr zu einem Trost umgearbeitet, vergessen, daß es eine Forderung ist. Wehe, ihr schlappen Schwätzer! Die Folge davon ist, daß es um so furchtbarer über den hergeht, der wieder das Christentum verkünden soll.

"Tagebuch"




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