Søren Kierkegaard - Biographie
1843
Seine 'Karriere' als Publizist beginnt. Im Laufe der nächsten ca. zwölf Jahre veröffentlicht er in ununterbrochener Folge pseudonym oder unter eigenem Namen seine 'erbaulichen' Bücher, Streitschriften und Predigten.
Kierkegaards programmatisches Hauptwerk "Entweder - Oder" (zwei Bände unter dem Pseudonym Victor Eremita, d.h. derjenige, der in oder durch Einsamkeit siegt), mit dem berühmt-berüchtigen "Tagebuch eines Verführers" erscheint. Der letzte Teil von "Entweder - Oder" mit dem Titel "Ultimatum" endet: "...; denn nur die Wahrheit, die erbaut, ist Wahrheit für dich."
Als wäre der wahre Erstling nicht Denkstoff genug, publiziert Kierkegaard noch die Werke "Furcht und Zittern" (unter Johannes de Silentio) und "Die Wiederholung" (unter Constantin Constantinus). Warum Pseudonyme, zumal doch bald jeder weiß, wer sich hinter den jeweils gewählten Namen verbirgt? Das Spiel mit der indirekten Mitteilung bietet Kierkegaard jedoch die Möglichkeit, gleichsam ein philosophisches Theaterstück (Tragödie oder Komödie?) aufzuführen?
Der vielleicht "einsamste Geist seiner Zeit", wie es Max Bense beschreibt: "...verbirgt sich unter Masken und deutet an, wie wenig sein Philosophieren nur mit ihm selbst zu tun habe, aber daß es maßgebend sein wolle für alle, für die Allgemeinheit. Wer in der Vielfalt innerer Entscheidungen lebt und wessen Leben und denken von Auseinandersetzung zu Auseinandersetzung eilt, um noch einmal den großen Gedanken eines 'wahrhaftigen Seins' zu repräsentieren, der muß ja von Problem zu Problem, von Werk zu Werk ein anderer, ein neuer Mensch sein."
Sören Kierkegaard hinterlegt bei seinem Bruder Peder Christian, dem späteren Bischof in Aaborg(!), sein Testament, zu öffnen nach seinem Tode: "Lieber Bruder! Natürlich ist es mein Wille, daß meine ehemalige Verlobte, Frau Regine Schlegel, unbedingt all das wenige erbt, das ich hinterlasse. Will sie dies nicht selbst annehmen, so wird es ihr in der Form angeboten, ob sie nicht darüber disponieren will, um es an Arme auszuteilen. Das, was ich auszudrücken wünsche, ist, daß für mich eine Verlobung ebenso verpflichtend war und ist wie eine Ehe, und daß deshalb meine Hinterlassenschaft ihr ganz so zufällt, als wäre ich ihr angetraut."
Zweite Berlinreise.
1844
Kierkegaard veröffentlicht "Philosophische Brocken oder ein Bröckchen Philosophie" (unter Johannes Climaticus) und "Der Begriff Angst" (unter Vigilius Haufniensis). In seinem Tagebuch notiert Kierkegaard: "1813 wurde ich geboren, im verrückten Geldjahr, als so mancher andere verkehrte Geldscheine in Umlauf gesetzt wurde. Und anscheinend kann man meine Existenz am besten mit einem solchen Geldschein vergleichen. Da ist etwas an mir, als wäre ich etwas Großes, aber auf Grund der schlechten Konjunktur gelte ich nur wenig. Und ein solcher Geldschein wurde zuweilen ein Familienglück."
1845
Er publiziert "Stadien auf dem Lebensweg" (unter Hilarius Buchbinder) und "Achtzehn erbauliche Reden". Dritter Berlinaufenthalt im Mai.
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